Im 19 Jahrhundert war Deutschland ein politisch zersplittertes Land, das aus vielen Klein und Mittelstaaten bestand. Der Kapitalismus entwickelte sich rasch in Deutschland. Nach der Niederlage der Revolution von 1848 ergriff die Bourgeoise Enttäuschung von der Möglichkeit einer revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft, Niedergeschlagenheit und Pessimismus. In der Literatur dieser Zeit zeigten sich verschiedene Tendenzen, die die sozialistischen Verhältnisse in Deutschland wiederspiegelten.
Die bürgerliche Literatur verlor an Bedeutung nach dem Zusammenbruch der bürgerlich demokratischen Revolution. Sie hatte nicht mehr eine Rolle, die sie zu Zeiten von Lessing oder Heines hatte.
Die bürgerlichen Dichter verstehen die gesellschaftlichen Umstände nicht. Sie hatten Angst vor dem sich entwickelnden Industriekapitalismus. Sie bemerkten die Kunstfeindlichkeit des Kapitalismus. Zur Entwicklung Proletariats fanden sie keinen Zugang, weil ihre bürgerliche Herkunft sie daran hinderte. Der Pessimismus, der die bürgerliche Intelligenz ergriffen hatte, machte sich besonders bemerkbar in der bürgerlichen Philosophie. Sehr aktuell wurde die philosophische Lehre von Arthur Schopenhauer. Nach seinen Ansichten ist die Klassengesellschaft eine unveränderliche Gegebenheit, und das Scheitern der Revolution war gesetzmäßig.
Die ästhetische Auffassung Schopenhauers ist reaktionär. Er sieht in der Kunst nur eine Erlösung, eine Erholung von der gesellschaftlichen Praxis. 3 Gruppen der bürgerlichen Dichter erschienen nach 1848.
In der 1. Gruppe sind die Dichter, die frustriert sind und haben am gesellschaftlichen Leben an und der Entscheidung der nationalen Frage in Deutschland nicht mehr teil.
Die 2. Gruppe ist die Verbindung mit dem Kapitalismus zwischen Adel und Bourgeoisie. Sie zeigt damit die bedeutenden Traditionen der bürgerlichen deutschen Literatur.
Die 3. Gruppe behaltet die bedeutenden Traditionen der deutschen Literatur. Sie übt in ihren Grenzen Gesellschaftskritik und nähert sich dem kritischen Realismus.
Zu den vertreten der 3. Gruppe gehörten die Dichter: Fridrich Hebbel mit seinen Werken “Novellen und Erzählungen”, “Anna”, “Judith”, “Über den Stil des Dramas”, “Die Nibelungen – Trilogie”. Hebbel war stets sozial und politisch engagiert. Er begrüßte die Märzrevolution, nahm aber eine grundsätzlich loyale Haltung zur Regierungsform der Monarchie ein. 1849 kandidierte er erfolglos für die Frankfurter Nationalversammlung, obwohl er radikalen demokratischen Forderungen immer skeptisch gegenüber stand. In seinen Werken schildert er oft tragische, schicksalhafte Verkettungen von Ereignissen und macht die sozialen Probleme seiner Zeit zum Thema. Mit scharfen Worten wandte er sich gegen die Dichtung seines Zeitgenossen Adalbert Stifter, die er als leere Idylle empfand. Kontroversen ging der als aufbrausend geltende Hebbel selten aus dem Weg.
Theodor Storm mit den Werken “Immensee”, “Schimmelreiter” (Novellen), “Auf der Universität” (Erzählung). Storm gilt als einer der bedeutendsten deutschen Vertreter des “bürgerlichen” bzw. “poetischen Realismus”, wobei neben seinen Gedichten besonders seine Novellen seinen Ruhm begründeten. Zahlreiche seiner Werke werden heute noch aufgelegt. Die Novelle “Der Schimmelreiter” wird noch immer häufig als Lektüre im Deutschunterricht verwendet. Das Buch wurde bereits mehrfach verfilmt.
Wilhelm Raabe schrieb “Die Chronik der Sperlingsgasse”, “Die Gänse von Bützow”, “Der Hungerpastor”, “Die Akten des Vogelsangs”. Das Spektrum seines Werks reicht von großen, realistischen Romanen und meisterhaften Novellen bis hin zu alltäglicher Unterhaltungsliteratur. Die Popularität seines Erstlingswerkes, der “Sperlingsgasse”, erreichte kein anderes seiner Bücher, die dennoch eine große Leserschaft fanden. In den 1890er Jahren wurde einigen Titeln wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Während dieses Aufschwungs wurde er auch einige Male öffentlich geehrt, obwohl er selbst sich bereits als “gestorbenen Schriftsteller” betrachtete. In Raabes letzten acht Lebensjahren stellte er seine schriftstellerische Tätigkeit ein und unternahm mehrere Reisen.
Gottfried Keller entdeckte und erprobte sein Talent als Lyriker. Geweckt wurde es durch die “Gedichte eines Lebendigen” von Georg Herwegh, der “eisernen Lerche” des Vormärz. Diese Sammlung politischer Lieder, 1841 in Zürich erschienen, erregte in ihm verwandte, doch ganz eigene Töne, die er vom Sommer 1843 an in Versform brachte. Es entstanden Natur- und Liebesgedichte nach klassisch-romantischem Muster, vermischt mit politischen Gesängen zum Ruhme der Volksfreiheit gegen Tyrannei und Geistesknechtschaft. Wenig später sandte er seinem ehemaligen Lehrer Julius Fröbel, inzwischen Herweghs Verleger, einige Gedichte zur Beurteilung.
Konrad Ferdinand Meyer schuf Gedichten und Balladen vor allem Novellen. Diese haben zumeist einen historisch-religiösen Hintergrund; sie spielen in Zeiten großer konfessioneller Spannungen (Reformation, Gegenreformation, Dreißigjähriger Krieg) oder behandeln Personen in religiösen Auseinandersetzungen (Thomas Beckett). Dabei wird die durch sorgfältige historisch-geographische Recherchen – die Handlungsorte seiner Erzählungen kannte Meyer auch überwiegend von eigenen Aufenthalten – geprägte Darstellung der Hintergründe mit der freieren Gestaltung der Charaktere kontrastiert. Unter Meyers Lyrik nimmt der Gedichtzyklus “Hütens letzte Tag”‘ einen besonderen Rang ein: die insgesamt 15mal erschienene frühe Gedichtsammlung wurde wiederholt erweitert und überarbeitet, wobei die Darstellung des Protagonisten sich dem historischen Vorbild immer weiter annäherte.
Theodor Fontane. Sein Leben, Schaffen und Weltanschauung sind durch Widersprüchlichkeit gekennzeichnet. Er beteiligte sich begeistert an der Revolution 1848, verstand aber nach deren Niederlage, dass die herrschende Ordnung unbesiegbar war. Fontane bejahte die Kapitalisierung Deutschlands und stand dem revolutionären Proletariat gegenüber.
Aufgaben zum Seminar:
1. Was für ein Land war Deutschland im 19 Jahrhundert?
2. Was hat die Bourgeoise nach der Revolution ergriffen?
3. Welche Schriftsteller setzten die humanistischen Traditionen der deutschen Literatur fort?
4. Welche 3 Gruppen der Dichter existierten damals in Deutschland?
5. Wie verteilten sich die Vertreter der deutschen Literatur und warum?
6. Herausbildung der bürgerlichen humanistischen Literatur : Fr. Reuter, Th. Storm und W. Raabe.
7. Die literarische Sonderstellung von Th. Fontane: “Effi Briest”.